Ein leeres Schlüsselbund …..in Paraguay
Ich komme gerade von meinem regelmäßigen Spaziergang auf der roten Sandstraße in der Nähe von Altos zurück und habe folgende Gedanken:
Bis vor 9 Monaten habe ich noch ein Schlüsselbund mit 3 Schlüsseln besessen. Damals war es so: Ein Schlüssel gehört zu der Eingangstür meines Yogastudios, der andere gehört zum Auto und der 3. Schlüssel passt in die Eingangstür meines urgemütlichen Häuschens in Deutschland, mein sogenanntes zu Hause.
Und nu?! Nun ist das Schlüsselbund leer. All das was wir Deutsche so als „Mein“ bezeichnen ist bei mir in relativ kurzer Zeit nicht mehr vorhanden.
Ich bin in Paraguay und stehe an einer der vielen Kreuzungen in meinem Leben, an denen ich einen neuen Weg einschlagen kann. Es gibt Dinge im Leben, die lassen sich auf der rationalen Ebene nicht erklären. Warum habe ich welche Entscheidungen getroffen, wieso gerade Paraguay, warum bin ich überhaupt in Südamerika?
Eines ist sicher: Ich fühle mich hier sehr wohl und das Leben möchte, dass ich hier bin.
Als ich Ende 2020 das erste Mal Paraguay erkundet habe, ist mir sehr schnell klar geworden, dass ich genau diese Art Lebensstil in Deutschland immer vermisst habe. Dieses, es einfach einmal langsam angehen lassen, nicht immer funktionieren müssen und eben auch nicht ganz so viel Materie anhäufen, denn genau das ist es, was uns so sehr unbeweglich in unserem Leben werden lässt, das gefällt mir hier unheimlich gut.
Dennoch mache ich mir mit dem Blick auf dieses leere Schlüsselbund eine Menge Gedanken, einige Tränen hat es auch gegeben. Ganz so rational kann ich es nicht abtun. Ich suche für mich, wie ihn auch der Buddha nannte, den mittleren Weg. Ich habe viel zurückgelassen, Freunde, Yogateilnehmer, ein paar wenige, nahe Verwandte, mein unvergleichbar urgemütliches Häuschen, ein ganzes Leben eben. Was fülle ich nun wie, wann und wo wieder auf?
Mitgenommen habe ich all meine Lebenserfahrung, all das was mich in meinem Herzen, meiner Seele und meinem Geist ausmacht, habe ich immer dabei.
Ich glaube, dass das Leben mich hier in dieses südamerikanische Land geführt hat, und dass es möchte, dass ich sowohl in Paraguay wie auch von Paraguay aus noch ein paar gute Dinge in die Welt bringe. Ich könnte es auch so formulieren: Das Leben wünscht sich von mir, dass ich ihm ein Stück zurückgebe von dem, was ich in meinem Leben bisher Gutes erfahren durfte und es wünscht sich auch, dass ich mein Wissen in die Welt bringe. Was auch immer all das sein mag, eine Ahnung habe ich schon, ich werde all das noch tiefer ergründen, strukturieren und darüber an anderer Stelle detaillierter berichten.
Nun nochmal zu meinem Schlüsselbund. Wie fülle ich es wieder auf und warum und wann muss das eigentlich sein?
Wenn ich in meinem Liegestuhl auf meiner Terrasse liege, denke ich: „Immer diese vielen Entscheidungen, als ob ich davon im letzten Jahr nicht schon genug getroffen habe. O.k., wer A sagt, muss auch B sagen, doch will ich wirklich schon B sagen?!“
Müssen muss ich derzeit eigentlich gar nichts, sagt dann das kleine Männchen in meinem linken Ohr. Und das andere Männchen in meinem rechten Ohr sagt: „Kümmere Dich um Dein Schlüsselbund.“
Diese 2 Männchen scheinen unterschiedlicher Herkunft zu sein. Das eine ist wohl von seiner Nationalität her ein Paraguayer, der es „Tranquillo“ – ruhig und langsam angehen lässt, und das andere Männchen ist so typisch Deutsch. Oft fühlt es sich derzeit an, als ob ich 2 Seelen in mir beherberge.
Hinzu kommt die Weltsituation, und da hat das typisch Deutsch denkende Männchen in meinem rechten Ohr vielleicht ein kleines bisschen Recht. Ein eigenes Dach über dem Kopf ist eben gerade in der jetzigen Zeit nicht ganz so unwichtig.
Und schon wieder quatscht das Männchen in meinem linken Ohr dazwischen, und das hat ebenso Recht. Es sagt: „Baby, Du wohnst hier im Paradies. Schau Dich um, wie gemütlich Dein gemietetes Häuschen, Dein derzeitiges zu Hause hier ist, wie wunderbar die Bäume und Pflanzen in Deinem Garten Deinem Herzen und Deiner Seele gut tun, und wie angenehm die Menschen hier rund um Dich herum sind?! Gibt’s da irgendwas zu tun?
Ich überlege…….und überlege……und überlege…………
Und ich beschließe, o..k., ich lasse es langsam angehen..ich gucke mich erstmal in einigen Regionen um, was es alles so gibt. Dann stellt sich schon die nächste Frage: Was will ich? Wie möchte ich hier leben?
O.k., die Antwort kommt relativ schnell: Ich suche einen ganz speziellen Ort, ich suche einen Kraftort, einen ruhig gelegenen Ort, der Heilung unterstützt, einen Ort mit vielen Bäumen und einer Aussicht über das weite, schöne Land.
Ich wünsche mir Zitronen-, Mandarinen-, Apfelsinen-, Pampelmusen-, Mango- und Papaya Bäume, Palmen, die wunderbar blühenden Lapacho Bäume und noch einiges anderes an Grün und Bäumen, von denen ich viele Namen noch nicht kenne.
Und alles „Tranquillo“ – ruhig und langsam, denn……müssen, muss ich derzeit Gott sei Dank mal nix. Ich möchte noch eine Weile davon träumen und darüber visionieren, wie ich mir ein neues zu Hause vorstelle, wie ich es gestalten werde, und wohin ich mein weiteres Leben an dieser Wegkreuzung lenken möchte.
Und all das ist wunderschön und auch ganz schön aufregend…….