macht das Autofahren besonders viel Freude. Ich bin mit Freunden in der Hauptstadt Asuncion, im Al Capone, bei Peter Stenger essen. Es ist 21.45 Uhr und wir fahren gen Heimat. Bis zum Hotel Lipa von Peter Kassl bin ich Beifahrer. Anschließend wechsele ich in mein neues, gemietetes Auto. Ich fahre auf Paraguays Straßen und das ist absolut spannend. Es gibt hier Schlaglöcher, die sind nicht nur gefühlt 50 cm tief. Es gibt sie hier wirklich. Achtsamkeit ist hier die oberste Regel beim Autofahren. In Asuncion fehlen hin und wieder die Markierungen der Mittelstreifen. Ich habe mir sagen lassen, dass man hier intuitiv Auto fährt. Naja, meine Intuition ist bestens. Dann sollte das wohl klappen. Es ist 22.17 Uhr und im Radio spielen sie Whitney Houston „I allways love you“. Ich wundere mich. Warum eigentlich? In Paraguay braucht man sich über nichts zu wundern, das könnte ich eigentlich schon wissen. Hier ticken die Uhren komplett anders. Und das Lied passt zu der Gegend in die ich jetzt fahre. Nämlich nach Nueva Colombia. Dort hat die Zeit auch vor 30 Jahren angehalten – und das finde ich ganz wunderbar. Es ist heute Abend nicht sehr warm. Nur 21 Grad – die Klimaanlage kann aus bleiben und ich öffne das Fenster. Es riecht nach Großstadt, etwas stickig, ein bisschen nach Gummi. Ich liebe es. Warum, das kann ich nicht erklären. Ich finde es einfach nur umwerfend. Trotz Großstadt und trotz dessen, das noch einiges an Autos auf den Straßen ist, habe ich nicht das Gefühl von Hektik. Es fühlt sich gelassen, frei und weit an. Es ist einfach nur genial. Was nicht so ganz lustig ist sind diese Böller, die sich hier an vielen Stellen von der rechten bis zur linken Straßenseite ziehen. Das sind Erhöhungen vom Teer, damit die Autofahrer langsam fahren. Sie sind in der Regel mit einem Schild einige Meter vorher am rechten Straßenrand markiert. Übersieht man das Schild, wäre noch das vorausfahrende Auto eine Rettung. Das macht nämlich über diese Böller „hüpf hüpf“. Es gibt sie hier überall, diese Böller. Oft sind diese Art Bremsschwellen auch aus Eisen. Ich finde sie etwas sanfter, außerdem sind sie für mich besser sichtbar. Ich habe das Gefühl, die Straße besteht nur aus Schlaglöchern, Böllern und anderen großen Unebenheiten wie z.B. Kopfsteinpflaster. Im Kopfsteinpflaster können auch schon mal 2 qm Pflaster fehlen. Gut, wenn man es vorher bemerkt. Also Autofahren ist hier ein echtes Abenteuer. Ich habe das Ende von Asuncion erreicht und fahre jetzt aufs Land. Vor mir ein unbeleuchtetes Moped. Ah, er blinkt links. Die Blinker funktionieren. Ich überlege, ob ich dem Fahrer empfehle, die Blinker anzulassen. Dann hätte er zumindest Licht. Aber………dafür reicht mein Spanisch nicht aus. Ich lache nur noch in mich hinein und freue mich über diese vielen neuen Erfahrungen. Die Straßen sind in der Regel gut beleuchtet. Betonung liegt auf: „In der Regel“. Ich weiß gerade nicht wo ich bin, es ist Stockdunkel. Naja, die Straße ist noch zu erkennen, mein Auto hat Licht und Tante Google kennt den Weg. Gleich fahre ich auf ein kurzes Stück Autobahn. Ich bin allein auf dieser Autobahn und es ist einfach so genial. Ich liebe es. Eine Weite, diese unendliche Weite von Paraguay, das macht es für mich so besonders. Es scheint, als ob es hier keine Grenzen gibt. Jeder der derzeit in Deutschland lebt, kann mich, so glaube ich, gut verstehen. Genau das ist es, was ich brauche. Einfach das Gefühl, mich bewegen zu können. Ich muss zugeben, ich hatte etwas Angst um mich. Mir hat das letzte halbe Jahr in Deutschland sehr zugesetzt. Ich habe mich sozusagen selbst gerettet. Deshalb bin ich hier. Ich möchte selbst über mein Leben bestimmen. Weite und Grenzenlosigkeit spüren. Das Autofahren hat für mich hier eine besondere Qualität. Es ist Nacht, ich kann nicht sehr viel erkennen. Ich bin hier jedoch schon einige Male langgefahren. Und ich erinnere mich an Palmen, trockene Steppe, einen wunderbaren Sonnenuntergang, frei grasende Kühe, ausgetrocknete Lagunen und Land, welches man kilometerweit überblicken kann. Es ist kurz nach 23 Uhr. Ich bin zu Hause. Wiedermal neigt sich ein toller Tag in Paraguay dem Ende entgegen. Ich bin froh hier zu sein. Ihr lieben Leser, fühlt Euch gedrückt – liebe Grüße in die Ferne – nach Europa. Om Shanti Dagmar Kirshna Shakti