Mit dem Bus zum Weihnachtsshopping nach Asuncion in Paraguay
Mittlerweile bin ich seit 3 Monaten in Paraguay und ich habe keinen Tag davon bereut. Natürlich trägt die derzeitige Situation der Welt mit dazu bei. Vielleicht hätte ich sonst etwas mehr Wehmut mit den Gedanken an die Heimat. Derzeit habe ich kein Auto und mein Shopping Tag beginnt mit dem Bus. Das ist ein Erlebnis wie es im Bilderbuch steht. Hier auf dem Land laufe ich oft in Leggins und T-Shirt herum. Wenn es jedoch mal in die Hauptstadt geht, dann hübsche ich mich ein bisschen auf. Und los geht’s ins Busfahrabenteuer. Etwas wie einen Busfahrplan gibt es hier nicht. Ein Bus fährt, oder er fährt nicht. Und wie bei meinen letzten Fahrten immer, fährt er auch diesmal. Mit der Uhrzeit darf man hier nicht so genau sein. Ich finde jedoch, dass das Busfahrnetz gut ist, ich komme überall hin und auch dort an, wohin ich will. Ich warte nur 10 Minuten, dann kommt er schon. Demnächst posten ich mal ein Foto von den hier fahrenden Bussen. Sogar die Busse sehen aus, als wenn sie lachen. Ich finde, sie sehen alle irgendwie lustig aus. Nun frage ich mich, wie schon so oft, was der Bus kostet. Kleingeld habe ich schon heraussortiert. Was Busfahren hier wirklich kostet, würde ich zwar gern herausfinden, das habe ich jedoch aufgegeben. Der Busfahrer nimmt meistens was ich ihm an Kleingeld gebe und freut sich. Wenn ich dann nochmal frage: Cuanto cuesta – was kostet es, lächelt er mich immer an. O.k, ich glaube ich habe, wie fast immer, mehr bezahlt, wobei sich das Mehr zwischen 5 und 15 Cent bewegt. Also alles gut. Er darf sich gern ein Eis kaufen. Was ich hier am Busfahren liebe, das ist die südamerikanische Musik, die so wunderbar gute Laune macht. Stell Dir einfach vor, Du gehst Salsa Tanzen. Diese Musik, die so fröhlich macht, diese wunderbaren, leichten Klänge, das ist Balsam für die Seele. Hin und wieder hab ich schon mal gedacht, ich sollte einfach den ganzen Tag Busfahren und Löcher in die Luft gucken. Und…..es gibt so viel zu gucken. Vor einem Geschäft sehe ich einen dieser „hypermodernen“ Plastikweihnachtsbäume. Es gibt sie hier an jeder Ecke in und vor den Geschäften und auch bei den privaten Häusern. In den kleineren Orten gibt es eine Menge „Tante Emmaläden“ – so würde man sie bei uns nennen. Viele sind ganz einfach, aber dennoch irgendwie liebevoll geschmückt. An einer Haltestelle steigt eine Frau mit einer Beinprothese in den Bus. Ich hätte niemals geglaubt, dass man mit solch einem, fast außerirdisch aussehenden Teil, überhaupt auch nur einen Schritt machen kann. Aber ….ich bin in Paraguay. Und trotz Ihrer Behinderung hat die Dame noch ein Lächeln für mich übrig. Unter der Maske versteht sich. Auch hier hat das Weltgeschehen natürlich nicht angehalten. Aber …….es ist bei Weitem nicht so, wie ich es aus Deutschland von Freunden erfahre. Hier haben die Menschen ein Lächeln übrig und ihre Augen strahlen. Und ich habe bisher keinen einzigen getroffen, der meinte mich von oben herab maßregeln zu müssen, weil ich beim Einkaufen meine Maske mal wieder unter der Nase habe. Es ist einfach eine gewisse Herzlichkeit, die hier überall zu spüren ist. Hier ist der Mensch noch Mensch und seine Lebensfreude lässt sich der Paraguayer nicht nehmen. Auch lässt sich der Paraguayer seine Freiheit nicht nehmen. Er findet Wege, sich das Leben schön zu machen. Ach, wie gut mir das tut……..Die Busse sind hier unheimlich laut, was wahrscheinlich auch an ihrem Alter liegt. Gefühlt sind die Busse hier 50 Jahre alt. Es rumpelt und poltert, aber…..die Musik lässt sich ja lauter drehen. Ich sitze in der Regel vorn, eben genau wegen dieser „Gute Laune Musik“. Ich bin in Nueva Colombio in den Bus gestiegen und ich möchte ins Shopping des Sol. Und wo steige ich nun wohl aus? Am Bus steht, dass er nach San Lorenzo fährt, das kann stimmen, muss es aber nicht. Nun…..ich bin hier ja schon fast Busfahrprofi. So fühle ich mich auf jeden Fall immer, wenn ich dann doch endlich am Zielort angekommen bin. Und, ich habe meinen 2. besten Freund immer dabei, Google – Maps. Mein Bester Freund ist der Google-Übersetzer, das habe ich ja schon öfter erwähnt. Nachdem wir uns nun so langsam Asuncion, der Hauptstadt von Paraguay nähern, stelle ich Google-Mapps an. Und siehe da, Shopping des Sol habe ich auch schon öfter eingegeben, ich bin bald da. Nachdem ich jedoch feststelle, dass der Bus nicht so ganz in diese Richtung fährt, denn dafür hätte er eben gerade rechts abbiegen müssen, beschließe ich, den Rest des Weges zu Fuß zu gehen. Es sind ca. 2 Kilometer. Für mich ist das ein Klacks, ich bin hier für jeden Meter froh, den ich zu Fuß gehen kann. Meine Schuhe passen heute zwar nicht zum Kleid, aber damit kann ich mittlerweile leben. Alles geht eben nicht. Entweder gut zu Fuß oder perfekt aussehen. Wer in Paraguay auf dem Land leben möchte, der sollte bereit sein, etwas aufzugeben, oder zumindest ein paar Abstriche zu machen. Ob im Bus, auf dem Weg zum Bus oder auch auf den Nebenstraßen von Asuncion ist es oft staubig, nicht geteert und einfach rumpelig und pumpelig. Deinen Pumps kannst Du als Frau somit fast komplett aussortieren. Irgendwann nach ca. 90 oder 100 Minuten komme ich dann im Shopping del Sol an. Stell Dir ein Einkaufszentrum wie in Deutschland vor. Es gibt hier fast alles, was es auch in Deutschland gibt. Was mein Herz immer etwas höher hüpfen lässt, dass sind die tollen, leichten Kleider. Nicht unbedingt so gut verarbeitet, wie wir es aus Deutschland kennen, dafür allerdings wirklich klasse geschnitten. Heute kaufe ich jedoch nichts für mich ein, sondern ich besorge einige Weihnachtsgeschenke. Unter anderem suche ich etwas, was Ganesha ähnlich kommt. Ganesha ist die Figur, die wir aus dem Yoga kennen, welche einen Elefantenkopf hat. Für viele die ich hier kennengelernt habe, ist diese Zeit geprägt von einem kompletten Neustart. In meiner Yogatradition unterstützt mich Ganesha dabei, Hindernisse aus dem Weg zu räumen und er steht symbolisch für den Neubeginn. Ich finde einen kleinen, silbernen Elefanten. Er sieht zwar nicht zu 100 % aus wie Ganesha, aber als Symbolik ist das Teil, was da gerade vor mir steht, wirklich hübsch und passend. Ein mittlerweile sehr liebgewonnener, neuer Freund bekommt ihn von mir zu Weihnachten. Er lebt zwar schon über 30 Jahre hier, dennoch braucht auch er eine Menge Mut und Kraft, um derzeit Neues umzusetzen. Ich verbringe einige Stunden in diesem Shoppingcenter. Das Highlight des Tages ist und bleibt jedoch die Busfahrt, mit südamerikanischen Klängen, für ein paar Cent.